Verpatzte DM-Finalprobe: TV Pforzheim unterliegt nach starker erster Halbzeit dem Heidelberger RK mit 17:41

Pforzheim. Zwei unterschiedliche Halbzeiten, die große Hoffnungen weckten und mit hängenden Köpfen endeten – im SüdwestEnergie-Stadion in Pforzheim-Eutingen erlebten die Rugby-Fans des TV Pforzheim ein Wechselbad der Gefühle. Dass es schwer werden würde, gegen den deutschen Serienmeister Heidelberger RK zu punkten, war wohl allen bewusst, dass es nach einem umjubelten 12:12-Halbzeitstand doch noch eine 17:41-Klatsche für den TVP gab, war dann am Ende aus Pforzheimer Sicht einfach nur bitter.

Kleiner Trost: Die Niederlage hindert die Pforzheimer Rhinos nicht am Einzug ins Halbfinale der Rugby-DM. Am kommenden Samstag muss der TVP bei RK 03 Berlin antreten und dürfte nach einem Sieg im Finale wieder zum vierten Mal in fünf Jahren auf den HRK treffen.

„Nach einem tapferen Start, in dem das Team alles hineingelegt hat, sind wir am Ende leider zu kurz gekommen. Regen und aufgeweichter Boden machte das Ball-Handling schwierig, aber letztlich haben wir zu viele individuelle Fehler gemacht und durch undiszipliniertes Spiel dem HRK zu viele Vorteile verschafft, die wir teuer bezahlen mussten“, bilanziert TVP-Coach John Willis. In der Tat nutzen die Heidelberger immer wieder Strafkicks, um in die Nähe des Pforzheimer Malfelds zu gelangen. Mit ihrer überlegenen Kraft schoben sie dann vergleichsweise locker ihre Pakete Meter um Meter zum Versuch über die Mallinie.

Gleiches Bild im Gedränge. In der ersten Halbzeit konnten die Pforzheimer Rhinos bei den Kraftaktionen noch mithalten, nach dem Wiederanpfiff aber dominierte der HRK die Gedränge so offensichtlich, dass der ungeschlagene Tabellenführer der Rugby-Bundesliga Süd/West sich am Fließband Vorteile und Chancen erarbeiten konnte. Dass dies gerade die Achillesferse des TVP ist, konnte man schon eine Woche zuvor beim Sieg gegen den TSV Handschuhsheim erkennen.

Und im Halbfinale dürfte das auch nicht einfacher werden. Nationalspieler Rob May scheint sich kurz vor der Halbzeit eine Rippe gebrochen zu haben, Tim Kasten ging mit einem gezerrten Nacken vom Feld – und diese beiden Kraftpakete werden für Gedränge und Pakete benötig. Mit Wadenproblemen musste Mustafa Güngör, der kreative Kopf des TVP, kämpfen. Andreij Rosljakov hat sich die Schulter malträtiert. Es sieht so aus, als könnte dieses Quartett in Berlin nicht auflaufen, was die Rhinos erheblich schwächen würde. „Positiv kann eigentlich nur die erste Halbzeit stimmen, die aus unserer Sicht sehr gut war. Das Spielende und die Verletzungen allerdings werfen einen großen Schatten“, erklärte TVP-Teammanager Jens Poff.

Speziell die ersten zehn Minuten der zweiten Hälfte ließen Willis verzweifeln. Unnötig an den HRK verschenkte Straftritte führten gleich zu drei Heidelberger Versuchen. Diese kurze Phase fehlender Konzentration und Disziplin kippte das Spiel komplett. Dabei war der TVP in der ersten Halbzeit schon einmal von einem Rückstand zurückgekommen und zur Freude der Pforzheimer Fans sogar in Führung gegangen. So konnte Willis ein paar Lichtblicke erkennen: „Es gab auch gute Pforzheimer Spielzüge, vor allem wenn sich das Team darauf konzentrierte. Wir hatten auch zeitweise eine gnadenlos zupackende Verteidigung und erzielten drei Versuche.“

Sein Augenmerk gilt nun dem Halbfinalspiel am 30. April in Berlin. „Der RK 03 Berlin ist für uns eine unbekannte Größe. Die sind ungeschlagener Erster in der Bundesliga Nord/Ost und bekannt als sehr kampfstark und dominant im Sturm“, warnte Poff, dem das Pforzheimer Sturm-Problem wegen der neuen Verletzungen bis zum kommenden Samstag wohl noch etwas Kopfzerbrechen machen wird.

TVP-Versuche: Willians Portillo, Lee Murray, Manasah Sita

TVP-Erhöhungskicks: Oliver Paine (1 von 3)

Der TVP im DM-Halbfinale: Samstag, 30. April, 15 Uhr: RK 03 Berlin – TV Pforzheim

Der Weg des TVP zur deutschen Rugby-Meisterschaft

Nach Hin- und Rückrunde treten die zwei erstplatzierten Teams der Rugby-Bundesligen Süd/West und Nord/Ost in zwei Halbfinalspielen über Kreuz gegeneinander an. Der TV Pforzheim als Süd/West-Zweiter trifft am 30. April in Berlin auf den Tabellenersten von Nord/Ost, den RK 03 Berlin, während Süd/West-Tabellenführer Heidelberger RK den Nord/Ost-Zweiten SC Germania List empfängt. Die Halbfinalsieger spielen am 7. Mai im Finale beim RK Heusenstamm um den deutschen Meistertitel. 2012, 2014 und 2015 scheiterte der TVP im DM-Finale am HRK und wurde Vizemeister.

Letzter Spieltag Rugby-Bundesliga Süd/West
RK Heusenstamm 12:16 SC Frankfurt 1880
TV Pforzheim 17:41 Heidelberger RK
SC Neuenheim 11:21 RG Heidelberg
TSV Handschuhsheim So. 13 Uhr ASV Köln

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