TVP Rhinos sichern sich mit Sieg beim RK 03 Berlin das Ticket fürs Finale der Rugby-DM

Pforzheim. Mit einem Paukenschlag meldet sich der amtierende deutsche Rugbymeister TV Pforzheim wieder zurück. Nach einer verkorksten Rückrunde hat der TVP das Halbfinale der deutschen Rugbymeisterschaft beim RK 03 Berlin überraschend deutlich mit 52:15 gewonnen und sich damit den Einzug ins Finale gesichert. Gegner wird dort einmal mehr der Heidelberger RK sein, dem die Pforzheimer dann im sechsten Jahr in der Rugby-Bundesliga schon zum fünften Mal im DM-Endspiel gegenüberstehen werden.

Bislang gab es nur einen Pforzheimer Sieg in diesen Finalmatches – und der brachte dem TVP im Mai 2016 den größten Triumph seiner Vereinsgeschichte. Doch bis zum Halbfinale am vergangenen Samstag in der Bundeshauptstadt sah es nicht unbedingt so aus, als könnte die Mission Titelverteidigung von Erfolg gekrönt sein. Ungeschlagen und überragend in der Hinrunde gelang dem TVP in der Rückrunde nicht viel. Drei Auswärtsniederlagen und nur mäßig überzeugende Heimsiege ließen die plötzlich von einer Krise geschüttelten, nicht mehr sonderlich souverän spielenden Pforzheimer „Rhinos“ auf Platz zwei hinter dem HRK landen.

So hatten nicht nur Teammanager Jens Poff und TVP-Coach John Willis die Favoritenrolle dem RK 03 Berlin zugeschoben, doch vom Anpfiff des Halbfinales an hielten die „Rhinos“ nicht nur dem mächtigen Druck der heftig anstürmenden Platzherren stand, sie ließen konzentriert und sicher das Leder-Ei wandern und schufen sich so Gelegenheiten für schnelle Sprints in freie werdende Räume. Das sah nicht nach Krise, sondern nach neuem Selbstbewusstsein und konsequentem Umsetzen eines Spielplans aus.

Luke Winterstein setzte nach einer Viertelstunde das erste Ausrufezeichen des TVP. Seinen Versuch erhöhte der sicher kickende Matthew Bressons (6 von 8 Erhöhungskicks verwandelt) zum 7:0 für den TVP. Dann schlichen sich wieder Undiszipliniertheiten bei den „Rhinos“ ein. Lee Murray erhielt eine Gelbe Karte und in den folgenden zehn Minuten Unterzahl musste der TVP den ersten Versuch der Berliner hinnehmen. Kaum zurück auf dem Spielfeld erledigte sich Murray seines Frusts und legte seinen ersten von zwei Versuchen. Auch bei den Berlinern leistete man sich plötzlich Fehler und nach einer Gelben Karte für den RK 03 nutzte Trent Winterstein die Überzahl für seinen zweiten Versuch zum 19:5-Halbzeitstand.

„Durch ein paar Disziplinlosigkeiten haben wir nach der Hälfte der ersten Halbzeit die Berliner besser ins Spiel kommen lassen, doch unsere solide, hartnäckige Verteidigung konnte den RK von unserem Malfeld fernhalten“, bilanziert Willis. In der zweiten Halbzeit kamen die Tabellenführer der Bundesliga Nord/Ost zwar durch einen frühen Versuch noch einmal auf 10:19 heran, doch der TVP entschied das Kräftemessen vor rund 1000 fanatisch den RK 03 anfeuernden Zuschauern immer öfter klarer für sich. Gedränge und Gassen wurden druckvoller und sicherer ausgespielt und auch wenn noch der ein oder andere Pass nicht optimal geworfen oder der Ball nicht sicher gefangen wurde, so wanderte doch das Leder-Ei immer souveräner durch die Pforzheimer Reihen. Die grün-weiße Angriffsmaschine lief runder als anfangs erwartet.

„Den Unterschied machte dann am Ende unser Vorteil bei der Chancennutzung aus. Wir haben die Lücken besser gesehen, waren im entscheidenden Moment einen Schritt schneller und überraschender im Angriff“, sagte ein nach dem Spiel sichtlich erleichterter Willis. In der zweiten Hälfte kam der TVP folgerichtig zu fünf zum Teil sehr schön herausgespielten Versuchen durch Antipas Kamkwindo, Oliver Paine, Lee Murray, Manasah Sita und Carlos Soteras-Merz, während die Berliner nur noch zweimal ins Pforzheimer Malfeld eintauchen konnten. Für Willis war das „alles in allem eine gute Mannschaftsleistung“. Seine Spieler hätten „eine vorbildliche Einstellung“ gezeigt. Vor allem: Die „Rhinos“ scheinen den Auswärtsfluch in der Rückrunde abgelegt zu haben.

Fürs Halbfinale hat die deutlich verbesserte Teamleistung gereicht, fürs Finale aber wird der TVP noch eine Schippe drauflegen müssen. Endspielgegner HRK hat sein Heimspiel gegen den Zweiten der Bundesliga Nord/Ost, den SC Germania List, problemlos mit 69:12 gewonnen und dürfte sich am 24. Juni beim großen Saison-Showdown in Berlin in Bestform präsentieren. Aber beim Titelgewinn 2016 waren die Pforzheimer auch die klaren Außenseiter und siegten am Ende dennoch durch einen Versuch in letzter Minute. „Im Rugby kann alles passieren“, pflegt Willis vor solchen Ereignissen zu sagen. — uh —

TVP-Versuche: Trent Winterstein und Lee Murray (je 2), Antipas Kamkwindo, Oliver Paine, Manasah Sita und Carlos Soteras-Merz (je 1)

TVP-Kicks: Matthew Bressons (6 von 8 Erhöhungen)

Rugby-DM – Halbfinale – Samstag, 10. Juni, 15 Uhr
RK 03 Berlin 15:52 TV Pforzheim
Heidelberger RK 69:12 SC Germania List
Rugby-DM – Finale – Samstag, 24. Juni, 15 Uhr, Stadion Buschallee in Berlin
Heidelberger RK TV Pforzheim